2112 - Postapokalypse

Titel: 2112 - Postapokalypse 
Genre: Fantasy
Beschreibung: Die Menschheit ist knapp der Vernichtung entkommen. Globale Katastrophen haben die Spezies dezimiert. Weitere Katastrophen drohen. Um das Überleben des Menschen zu sichern wurden vier Helden auf eine göttliche Mission geschickt.




Kapitel 1

Es ist das Jahr 2112. Die Erde ist ein Trümmerhaufen. Einst blühende Touristenhochburgen wie Athen, Madrid oder Rom sind nun wüste Geisterstädte. London, New York und Tokio liegen unter Wasser, nur die Dächer einiger weniger ehemaliger Wolkenkratzer sind noch zu sehen. Berlin, Moskau und Chicago sind von dichtem Wald bewachsen und nicht mehr erreichbar. Neapel, Seattle und Mexiko-City liegen unter einer dicken Schicht vulkanischer Asche. Und dies sind nur die populärsten Beispiele. Viele kleine Städte, einst wunderschön und teils mit historischer Bedeutung, sind aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden, fast schon ausradiert. Die Menschen leben nur noch in einigen wenigen kleinen Städten und Dörfern in der Nähe der Polarkreise. Viele Nationen der Erde sind untergegangen. Nun ist die ganze Menschheit ein Volk. Ein Volk, dass um sein Überleben kämpft. Das was noch existiert, wird von der Welthauptstadt Nuuk aus regiert.(Falls du nicht weißt wo Nuuk liegt, schau im Atlas nach. Kleiner Tipp: In der Zeit in der du wahrscheinlich lebst, ist der Großteil dieses Landes kalt und rutschig.) 
Die Natur hat den Menschen besiegt. Genauer gesagt hat der Mensch sich selbst besiegt. Er hat einen Krieg angefangen, einen Krieg gegen die höchste Macht des Planeten, gegen die Erde selbst. Und verloren. Was anderes war auch nicht möglich, aber die Menschheit ist ja so dickköpfig und stur. Und wir sind dazu da um diese Spezies zu retten. Ich verstehe nicht, wieso mein oberster Chef dies will. Die Menschheit hat ihn seit fast 2000 Jahren ignoriert. Genauso wie ihren Planeten.  
Was ist passiert?, fragst du dich vielleicht. 
Was passiert ist? Dies ist einfach zu erklären: 
Der Mensch hat schon früh angefangen die Erde auszubeuten. Gold, Silber und Diamanten sind nur einige wenige der Gründe.
Aus irgendeinem mir nicht erklärbaren Grund fanden die Menschen dieses Zeug wertvoll. So wertvoll, dass sie alles andere vergessen haben. Sie haben Wälder abgeholzt, Flüsse umgeleitet und verschmutzt, sowie viele Tiere getötet um an ihre Bodenschätze zu kommen. Und dabei vermehrten sie sich wie die Ratten. Schnell war kein Platz mehr da und sie mussten weitere Naturflächen zerstören um dort ihren Fußabdruck zu hinterlassen. Bis vor 200 Jahren wurde die Ausbreitung der Menschen noch durch Epidemien gebremst, aber dann hat der Mensch nach und nach für jede Krankheit ein Gegenmittel gefunden. Vor 100 Jahren war dann der letzte, große Feind des Menschen, genannt AIDS, besiegt. 
Dann gab es kein Halten mehr. Der Mensch hat der Natur alles geraubt und daraus, wie er es nannte, „Nutzflächen“ gemacht. Und dabei keine Rücksicht auf Tiere und die Erde genommen. Alles was im Weg des Menschen stand wurde umgehauen oder erschossen. Schnell lebten mehr als 10 Mrd. Menschen auf der Erde.
Und bei allen seinen „Tätigkeiten“ stieß der Mensch ein Gift aus. Ein Gift, was die Erde später gegen ihn verwendet hat: CO²! 
Der Mensch hat die Erde zerstört, und die Erde hat sich gerächt. Die Erde hat das CO² des Menschen genutzt, um die Lebensbedingungen auf der Erde zum Nachteil des Menschen zu gestalten. Leider nur mit mäßigem Erfolg.
Die Temperatur stieg um 11° innerhalb von wenigen Jahren. Dadurch wurde das Klima immer lebensfeindlicher. 
Die Pole schmolzen, der Meeresspiegel stieg mit tödlicher Lust an, Küstenstädte wurden überschwemmt. 
Der Mensch zog einfach ins Landesinnere.
Heftige Stürme zogen mit zerstörerischer Macht über die Erde. 
Der Mensch hat Häuser gebaut, wo er sich verstecken konnte.
Verheerende Dürren ließen die Erde knochentrocken werden. 
Der Mensch holte sich Wasser und Nahrung aus anderen Ländern. Teilweise mit brutalen Methoden.

All diese Katastrophen forderten zwar viele Opfer, aber der Menschheit selbst schadete dies kaum. 
Doch die Erde gab nicht auf, sie wollte sich von den Menschen befreien, wie ein Wolf von den Flöhen.

Mega-Erdbeben erschütterten den Planeten und zerstörten einen Teil der menschlichen Architektur. 
Gigantische Vulkanausbrüche verwüsteten ein weites Areal und ließen keinen Stein auf dem anderen stehen. 

Dies hat der Menschheit einen Schlag in die Magengrube verpasst, aber die Menschheit war zäh. Sie bauten ihre Städte immer wieder auf und auch die Verstorbenen wurden schnell durch Neugeborene ersetzt. 

Aber die Erde ließ nicht locker. Sie wollte der Menschheit ihren Todesstoß verpassen. Und das hat sie auch geschafft. Sie ist dabei zwar das Risiko der Selbstzerstörung eingegangen, aber das war es ihr wert. 
Bei ihrem Umlauf um die Sonne zog sie mehrere Himmelskörper, von euch Menschen Asteroiden genannt, an sich heran. Irgendwann waren die im Gravitationsbereich der Erde, sodass sie am 13. April 2029, übrigens ein Freitag, auf der Erde einschlugen. 
Sie lösten gewaltige Feuerstürme aus, die über den Planeten fegten. Riesige Tsunamis suchten die Küste heim. Ein Großteil der Menschheit wurde ausgerottet. Nur einige wenige Tausend überlebten.
Die Erde hat ihr Ziel erreicht. In dieser geringen Anzahl konnten die Menschen ihr und der Natur, die die Apokalypse wie durch eine göttliche Gabe fast unbeschadet überstanden hat, nicht mehr gefährlich werden.

Seit dem Ende der Menschenherrschaft sind 83 Jahre vergangen. Die Natur hat ihre ehemaligen Herrschaftsgebiete zurückerobert und sich perfekt an die neuen klimatischen Bedingungen angepasst. 
Lebewesen, die einst nur in Äquatornähe lebten, sind jetzt auch jenseits der Wendekreise beheimatet. 
Lebewesen aus gemäßigten Breiten haben sich teilweise angepasst und sind teilweise in Richtung der Pole gewandert. Die Lebewesen, die einst dort lebten, haben sich angepasst und können mit den warmen Temperaturen gut leben. 
Auch die etwa 400.000 Menschen leben nun dort. Die größte Stadt ist mit 30.000 Einwohnern, wie schon erwähnt, Nuuk. Falls du Nuuk im Atlas immer noch nicht gefunden hast, weißt du jetzt, das Nuuk in Grönland liegt.
Grönland ist mit 180.000 Einwohnern das bevölkerungsreichste Land. Es folgen die ehemalige USA, genaugenommen nur Alaska mit 100.000, Russland mit 60.000, und Antarktika mit 25.000 Einwohnern. 
Die anderen 35.000 leben in kleinen Dörfern in Skandinavien, Kanada oder Feuerland. Der Rest der Welt ist unbesiedelt. Dort herrscht die Natur. 
Wie bereits erwähnt gibt es nur noch eine Nation: „Erde“
Eine richtige Regierung gibt es nicht, dafür leben die Menschen zu verstreut. Jeder ist seine eigene Regierung. Und das ist auch gut so. So kann die Menschheit nicht wieder an die Macht kommen.
Die Menschen leben nun als Bauern. Jeder ernährt sich selbst. Geld oder Reichtum gibt es nicht. Auch der Großteil der Industrie ist vernichtet. Statt Automobilen, oder wie die Blechkisten auch immer hießen, gibt es nun wieder Kutschen. Den Rest könnt ihr euch ja denken, wenn ihr im Geschichtsunterricht aufgepasst habt.
Auf jeden Fall ist dies ein Leben wie zur guten, alten Zeit vor 3000 Jahren: Ein Leben MIT der Natur!
Aber da liegt das Problem, zumindest das für die Menschen. Die Natur hat sich noch immer nicht beruhigt. Noch immer gibt es schwere Stürme, katastrophale Erdbeben und Vulkanausbrüche sowie verheerende Dürren.
Und genau da liegt der Grund des Erdaufenthaltes von mir und meinen Geschwistern. Wir müssen den Rest der menschlichen Zivilisation vor der Natur schützen.
Dabei fällt mir gerade ein, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt habe. Da lässt du mich fünf Seiten lang reden und fragst mich noch nicht mal nach meinem Namen? 
Du bist ja einer...
Also, mein Name ist Panus. Ich bin auch bekannt als der Herrscher der Wälder und Wiesen. Ich liebe die Natur und die Natur liebt mich. Die Tiere, die Pflanzen, die Pilze,... All das ist mein Fachgebiet. Und nun muss ich den beschützen, der das was ich liebte gnadenlos zerstört und getötet hat. Jetzt versteht ihr vielleicht wieso ich so negativ über die Menschen berichte. Meine Brüder und meine Schwester, die mit mir den Auftrag unseres Gebieters ausführen, heißen Zephyria, Nerethetus und Heliphestus. 
Wie mir sind auch ihnen spezielle Bereiche der Erde zum Verwalten zugeteilt. 
Meine Schwester Zephyria ist die Wächterin des Windes, die Steuerfrau der Stürme. Obwohl, Steuerfrau ist vielleicht der falsche Ausdruck. Sie kann bestehende Stürme nicht beeinflussen, genauso wenig wie ich das Pflanzenwachstum. All das liegt im Zuständigkeitsbereich der Natur. 
Ihre Aufgabe besteht darin, die Menschen vor den Stürmen zu schützen. Sie ist sozusagen die Meteorologin der postapokalyptischen Zeit. Sie warnt die Menschen vor den Launen der Atmosphäre und rät ihnen, wie sie sich davor schützen können, wenn sie mal nicht zur Stelle ist. Sie hat viel zu tun, durch die Globale Erwärmung gibt es extrem viele Stürme überall auf der Welt.
Sie hat zwar die Kraft, Wind zu erzeugen, allerdings nützt ihr dies in den meisten Fällen nichts. Nur bei Aufräumarbeiten und bei der Hochseefischerei kann so eine kleine Brise schon mal hilfreich sein 
Nerethetus ist der Monarch der Meere und Flüsse. Seine Aufgabe ist es die Menschen vor dem Wasser zu schützen. Durch heftige Stürme gibt es immer wieder Hochwasser und Sturmfluten. Da die Menschen durch die Fischerei auf Siedlungen nahe den Gewässern angewiesen sind hat auch er einen harten Job. 
Auch bei Dürren und Waldbränden sind die Menschen auf seine Hilfe angewiesen. Er ist die einzige Möglichkeit an Wasser zu kommen, da er die Fähigkeit hat, das Wasser in der Atmosphäre zu kondensieren und so für Trinkwasser zu sorgen. Ebenso kann er verschmutztes Wasser reinigen. Nerethetus ist sozusagen die Quelle unserer Kraft.
Das Quartett komplett macht Heliphestus, der Fürst des Feuers und der Erde. Er hilft den Menschen bei Erdbeben und Vulkanausbrüchen, die er, als einziger, präzise vorhersagen kann. 
Er sorgt für eine sichere Bauweise der Holzhütten und evakuiert Siedlungen nahe eines Vulkans. 
Auch kann er in so manchen kalten Winternächten eine wohlig warme Witterung schaffen, indem er einfach mit Hilfe von Pyrokinese ein Feuer entzündet.

Bei all den erstaunlichen Fähigkeiten meiner Verwandten fragst du dich sicher was meine Aufgabe ist. Nun ja, wie soll ich sagen? Meine Fähigkeiten sind leider nicht so erstaunlich. Deshalb beschränkt sich meine Tätigkeit darin, den Menschen den nachhaltigen Umgang mit der Natur zu lehren, um eine weitere Apokalypse zu verhindern.
Zwar würde ich den Menschen viel lieber mit Brechnuss und Eisenhut füttern, aber leider muss ich meinen Auftrag erfüllen. Sonst wird mir mit einem Eisen meine Nuss gebrochen. Ich weiß nicht ob du weißt, was „Eisenhut“ und „Brechnuss“ sind. Du bist ein Mensch, daher liegt es in deiner Natur, die Natur zu ignorieren. 
Beides sind Giftpflanzen, und beides nicht gerade harmlose. 


Kapitel 2

Jetzt bist du in unseren Auftrag eingeweiht. Du weißt warum wir diesen Planeten betreten mussten. Du weißt wer wir sind und was wir machen. 
Nur weißt du noch nicht, warum wir das machen. Ich sagte ja bereits, dass mein oberster Chef, mein Großvater um genau zu sein, von uns verlangt hat, diese nervige und unnütze Arbeit zu verrichten. 
Den genauen Grund, warum er dies will, kennt keiner von uns. In unseren abendlichen Gesprächsrunden über die Ereignisse des Tages haben wir viel über diese Frage diskutiert. Wir haben Argumente für verschiedene Thesen aufgestellt, und diese gegebenenfalls wieder durch Gegenargumente entkräftigt. Genau so, wie es in einer Diskussion von hoch entwickelten Lebensformen wie uns erwartet wird. Nach vielen, langen Abenden sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass mein Großvater, sowie seine Geschwister und Kinder hoffen, wieder an die Macht zu kommen. 
Dazu musst du vielleicht wissen, dass sie schon vor etwa 2000 Jahren an der Macht waren. Sie haben euch Menschen dominiert. Die Menschen haben sich nicht getraut sich dem Willen meines Großvaters zu widersetzen. Eine kluge Entscheidung, die einzige, die deine Spezies in den letzten 10.000 Jahren getroffen hat.
Schon damals haben die Menschen angefangen der Natur zu Schaden. Zwar nur in einem geringen Ausmaß, so dass die Schäden schnell behoben werden konnten, aber Schaden ist Schaden. Glücklicherweise hatten die Menschen zu viel Angst vor dem Zorn meines Großvaters. Er und die Anderen haben die Welt im Auge behalten. Es kam nie zu menschengemachten Katastrophen. Die Welt war friedlich.
Leider blieb es nicht ewig so. Die Menschen suchten sich langsam aber sicher einen neuen Herrscher. Einen Herrscher, der in ihren Augen besser war, klüger war und mächtiger war. Was natürlich vollkommener Schwachsinn ist. Niemand ist mächtiger als meine Familie. 
Und es blieb nicht dabei. Im Laufe der Zeit kamen zwei, drei, vier neue Herrscher hinzu. Und es wurden mehr. Es schien, dass sich die Menschen selbst einen Herrscher bastelten. So kam es, dass unsere Familie langsam in Vergessenheit geriet. 
Irgendwann war es so weit, dass sich fast alle Menschen von uns abgewandt haben. 
Du kannst dir sicher vorstellen wie erzürnt mein Großvater war. Aber er hatte keine Chance. Seine Rache wurde nicht mehr als seine Rache, sondern die Rache des anderen interpretiert. 
Irgendwann platzte einem meiner Onkel der Kragen. Und du kannst mir glauben, wenn er mal wütend ist, dann geschieht etwas Schreckliches. 
In diesem Fall, hat es die Weltkarte verändert. Vielleicht kennst du die Inseln Sumatra und Java. Vor dem Wutausbruch, war es nur eine Insel.
Leider ging dieser Schuss nach hinten los. Die Folgen dieses Ereignisses haben auch unsere letzten Anhänger vertrieben. Glücklicherweise nicht zu einem anderen Herrscher, aber tot haben sie uns auch nichts mehr genützt. Seitdem sind wir Vergessen und der Mensch hat gemacht was er wollte, weil die neuen Herrscher nicht Konsequent durchgriffen. Zwar gab es hin und wieder mal Ansätze von Rache, so wie im Jahre 1815, aber das kam zu Spät. Da war der Mensch bereits sein eigener Herrscher. Den Rest der Geschichte kennst du.

Nun sind wir auf der Erde um wieder die gleichen Bedingungen zu schaffen. Die Bedingungen, unter der die Welt eine Bessere war. 


Kapitel 3

Am ersten Tag auf diesen Planeten haben wir direkt die Macht der Natur zu spüren bekommen. Wir landeten in Athen, oder zumindest in dem, was von Athen übrig geblieben ist. Durch den Klimawandel hat sich Athen, so wie fast der gesamte Mittelmeerraum in eine Wüstenlandschaft verwandelt. Es war zwar Januar, aber die Temperaturen lagen trotzdem bei über 30°. Die alten Gebäude aus einer besseren Zeit sind fast alle im Wüstensand verschwunden.
Unser Blick viel sofort auf die Akropolis, mit ihren wunderschönen, alten Tempelanlagen, die aus dem Sand ragte wie eine Insel auf dem Meer.
„Welch eine Schande!“, sagte Nerethetus. „Wie kann ein Weltwunder wie dieses nur so verkommen? Was haben die Menschen da bloß angerichtet?“
„Die Menschen denken halt nicht darüber nach was sie tun. Und die Natur und wir müssen darunter leiden.“ antwortete Zephyria. 
Wir blieben eine Weile im Schatten des Berges stehen. Und schwiegen. 
Ich weiß nicht was die anderen während dessen gedacht haben, aber auf jeden Fall waren sie so von dem Anblick der Akropolis abgelenkt, dass sie den riesigen Sandsturm, der von hinten auf uns zu raste, nicht bemerkt haben. 
„Ehh Leute?“, sagte ich.
„Was?“ antworteten alle wie aus einem Mund.
„Dreht auch mal um!“
Dann ging alles sehr schnell.
Heliphestus und ich rannten in eine der Gebäuderuinen, in deren Außenmauer ein kleines Loch klaffte, durch das wir gerade noch durch passten. Der Großteil des Gebäudes war bereits vom Sand begraben, so dass es und einen prima Schutz vor dem Sturm bieten konnte.
Zephyria und Nerethetus schoben ein Stück alter Mauer vor den Eingang. Damit sie sich nicht aussperrten bewegte Zephyrias Wind die Mauer. Nerethetus machte aus dem Sand auf dem Boden Schlamm, damit sich das Trümmerteil leichter, und vor allem schneller bewegten. Am Ende war nur noch ein kleiner Spalt offen, bei dem aber keine Gefahr mehr bestand, dass der Sandsturm uns bei lebendigen Leib eingräbt.
Als alle drin waren, zündete Heliphestus ein paar kleine Feuer an, damit wir Licht hatten.
„Das war knapp! Aber gut mitgedacht, den Eingang zu verschließen“ rief ich zu Zephyria. „das Teil scheint dem Sturm standzuhalten.“
„Ist ja auch griechischer Beton! Mit dem hat schon Heliphestus' Vater gebaut.

An diesem Punkt sollte ich vielleicht erklären, dass wir alle Geschwister sind, aber doch unterschiedliche Eltern haben.
Das mag dir vielleicht komisch vorkommen, aber bei uns ist das so. Da ist derjenige mein Bruder, der mit mir verwandt ist und mit dem ich aufgewachsen bin. Ausnahme hierbei sind Ahnen. Also mein Vater ist nicht mein Bruder. Und das trifft auf und vier zu. Wir leben schon seit fast 2000 Jahren zusammen. Jeder von uns kann sich blind auf den anderen verlassen. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund warum wir für die Mission ausgewählt wurden.
Egal, weiter im Text:


„...Aber du darfst nicht vergessen, dein Lob auch an Nerethetus zu richten. Ohne seine Wasserrutsche hätten wir das Ding wahrscheinlich nicht bewegen können.“
„Ach, du alter Schleimer!“, rief Nerethetus mit einem verlegenen Grinsen im Gesicht. „Du kannst ruhig auch mal ein Lob annehmen. Du warst die treibende Kraft in dieser Aktion. Panus und Heliphestus  hätten das Ding nie bewegen können, dazu wäre es viel zu schwer. Auch mit Wasser. Du warst die Einzige, die das hätte machen können, bestimmt auch ohne Wasser, so stark wie dein Sturm sein kann. Also muss ich Panus recht geben und dir meinen Dank aussprechen!“
„OK, ist ja gut! Ihr habt recht! Aber vielleicht sollten wir uns mal überlegen wie wir hier raus kommen.“
„Ich denke das dürfte kein Problem sein.“,sagte ich, „Die Bauweise der modernen Menschenhäuser wie dem, in dem wir uns befinden ist sehr einfach. Es kann zwar einem Sandsturm standhalten aber mehr auch nicht. Und dieses hier dürfte ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Ein lokal stark begrenztes Erdbeben der Stärke fünf dürfte reichen und diese Mauer hinter uns zum Einsturz zu bringen. Meinst du nicht auch, Heliphestus?
Heliphestus?“
Aber Heliphestus war nicht mehr neben uns.
„Wo ist er hin?“ fragte ich.
„Hier hinten bin ich!“, antwortete er mir aus dem Nebenzimmer, „Kommt mal her!“
Wir tauschten kurz einen Blick aus und folgten seiner Anweisung. 
Wir fanden ihn, wie er vor einem Tisch aus Mahagoniholz stand. 
Auf dem Tisch stand ein Bilderrahmen. In ihm das Foto einer Familie. Der Vater, eindeutig ein Grieche, saß dabei auf einem Stuhl im Garten des Hauses. Im Hintergrund konnte man mehrere Olivenbäume und das Meer erkennen. Rechts neben ihm stand eine Frau mit blonden Haaren, die ein kleines Kind im Arm hielt. Wahrscheinlich ein Mädchen. Es trug einen „Prinzessin Lillifee“ Strampelanzug. Ich schätzte es auf etwa acht Monate, aber ich bin kein Experte für die menschliche Entwicklung. Es könnte auch durchaus schon zwei oder drei Jahre sein. 
Links neben dem Mann stand ein weiteres Kind, ein Junge, der deutlich älter war. Es hielt ein Buch in der Hand, wo in griechischer Schrift „Meine erste Fibel“ stand. 

Glücklicherweise beherrschen wir auch Neugriechisch, Latein und Englisch, sodass wir uns auf der Erde einigermaßen zurecht finden konnten. Die einzige Sprache die es noch gab war ja Englisch, auch wenn in Teilen Europas andere Sprachen noch nicht ganz aufgegeben wurden. 

Die Personen auf dem Foto machten einen glücklichen Eindruck, als wäre ihre Welt perfekt. Das Datum auf dem Foto verriet, dass es am 17. Juni 2028 entstanden ist.
Unter dem Foto klebte ein Zettel mit einer Nachricht. Das Papier war schon ziemlich alt und daher schwer zu entziffern, aber so wie ich das sehen konnte, stand da: 
„Für meinen Schatz die besten Wünsche zur kupfernen Hochzeit! Ich liebe dich! Dein Sokratis!“

„Scheint eine glückliche Familie gewesen zu sein.“, durchbrach Zephyria unser Schweigen, „Was wohl aus ihnen geworden ist?“ 
„Wahrscheinlich bei der Katastrophe umgekommen.“, antwortete ich.
„Kann sein, sieh dir mal die Zeitung an!“, sagte Heliphestus und deutete auf ein Stück Papier, welches neben dem Bild lag. 
Es war schon sehr alt, und hatte dementsprechend an Lesbarkeit eingebüßt, aber die Schlagzeile war auch im schwachen Licht von Heliphestus' Flammen noch klar zu erkennen:

„KOMET SCHLÄGT IN ZYPERN EIN! GRIECHENLAND UND KOMPLETTE ÖSTLICHE MITTELMEERREGION WIRD EVAKUIERT!“

Die Zeitung stammte vom 12. April 2029, nur ein Tag vor dem Einschlag.

„Ob sie es noch rechtzeitig geschafft haben?“, fragte Zephyria, aber ich glaube sie wusste die Antwort bereits.
„Du hast doch den Hohen Rat damals gehört. In Südeuropa hat keiner Überlebt. Und es waren ja noch mehr Kometen, überall auf der Welt. Kaum einer hat es geschafft. Ein Wunder, dass noch so viele Gebäude, zumindest ansatzweise, erhalten geblieben sind.“, sagte Nerethetus mit einer traurigen Miene. 
Ich stellte mir vor wie es damals wohl abgelaufen sein muss. Ich hab ja damals auch einiges mitbekommen. In unserer Heimat gibt es ja auch Zeitungen.

„Schnell Schatz, hol die Kinder, wir müssen weg hier!“, rief Sokratis seiner Frau zu. „Die Männer von der Armee sind hier, die bringen alle Athener zum Flughafen. Sie bringen alle nach England, dort soll es sicher sein“
„Aber Liebling, was ist mit unseren Sachen? Wir können doch nicht alles hier lassen!“
„Die Sachen sind egal, unser Leben ist wichtiger!“
„Wenigstens Schmuck! Die  Ringe, die  ich von meiner Urgroßmutter geerbt habe. Sie bedeuten mir sehr viel. Genauso wie das Porzellan, es ist über 150 Jahre alt. Oder zumindest dein Geschenk?“ Sie hielt den Bilderrahmen in der Hand. „Eigentlich das ganze Haus. Es ist mein Elternhaus. Hier bin ich groß geworden, und eigentlich wollte ich hier sterben.“
„Nein, wir dürfen nichts mitnehmen. Vergiss das Haus und die Sachen.  Akzeptiere es und komm!“, rief Sokratis streng. Angst lag in seiner Stimme.
Die Frau zögerte. Tränen standen in ihren Augen.
„Schatz!“, sagte Sokratis, diesmal in einem flehenden Ton, „Wenn wir in London sind, kauf ich dir neue Sachen. Alles was du willst. Ein neues Haus kriegen wir sowieso. Im Moment geht es nur um unser Leben.  Also komm jetzt.“
Sie zögerte immer noch. Jetzt standen auch Sokratis die Tränen in den Augen.
„Denk an die Kinder. Sie sind bereits im Auto und wollen, dass du mitkommst. Sie brauchen dich. Der Flieger nach England geht in 40 Minuten. Wir müssen uns beeilen, sonst schnappt uns jemand anderes den Platz weg. Und wer weiß ob wir dann noch in einem anderen Flugzeug einen Platz kriegen.“
„Papa, wo bleibt ihr?“ rief eine Kinderstimme in der Ferne.
„Wir kommen!“, antwortete Sokratis und versuchte möglichst keine Angst zu zeigen, um die Kinder nicht zu beunruhigen.
Er nahm das Bild aus der Hand seiner Frau, schaute es sich ein letztes mal an, und stellte es wieder auf den Tisch, direkt neben die Zeitung von Heute. Er gab seiner Frau einen Kuss und sie rannten gemeinsam nach draußen ohne sich nochmal umzudrehen.

„Was soll`s!“, sagte Heliphestus, „Die Vergangenheit kann man nicht ändern. Die Menschen sind tot und bleiben es auch. Aber habt ihr euch vielleicht mal gefragt wo die anderen Möbel alle sind?“
„Was? Die Möbel?“, sagte ich.
Bisher habe ich mich noch nicht im Haus umgesehen. Nun schaute ich mich um, und Tatsächlich! Das gesamte Zimmer war leer geräumt, bis auf den einen Tisch. Auch in den beiden anderen Zimmern im Erdgeschoss war kein Möbelstück mehr vorhanden. Das Obergeschoss war eingestürzt, also konnten wir nicht nachsehen, aber wir waren uns sicher, dass dort auch keine mehr sind.
„Vielleicht haben die Menschen alles mitgenommen als sie evakuiert wurden?“, sagte ich zu Heliphestus. 
„Innerhalb eines Tages? Unmöglich!“
„Bei dem Einschlag verbrannt?“
„Und nur dieser Schrank mit Zeitung und Bild überleben? Ausgeschlossen, ich kenne mich mit Feuer aus, wie du weißt. Das ist nicht möglich. Außerdem liegt hier keine Asche, nur Sand.“
„Plünderer?“
„Wer sollte plündern, wenn alle im Umkreis von 3000 Kilometern tot sind?“
Heliphestus hatte recht. Ich musste mich geschlagen geben. Dies war alles nicht möglich. Aber was war dann passiert?
Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken. Nerethetus kam dazwischen.
„Ist doch egal was mit den Möbeln ist, sollten wir uns nicht mal langsam auf den Weg zu unserer Basis machen? Der Sandsturm dürfte so langsam aufgehört haben. Dein Vater hat doch ein Fahrzeug für uns arrangiert, oder Panus?“
„Ja, stimmt! Er wollte es irgendwo an der Küste  abstellen.“, antwortete ich. 
Daraufhin gingen wir zurück in den anderen Raum, und Heliphestus zerstörte die Wand, damit wir rausgehen konnten. Der Sandsturm hat tatsächlich aufgehört. Sogar die Sonne schien. 
Zephyria, Nerethetus und Heliphestus verließen das Gebäude, aber ich verweilte noch einen kurzen Augenblick. Die Sache mit den Möbeln gab mir doch zu denken. Was ist mit denen passiert? 
Doch ich hatte wieder keine Zeit zum Nachdenken, Nerethetus rief mich und ich folgte ihnen um zum Strand zu gehen.
Aber wo war der Strand? Besser gesagt, wo war das Meer? Das Einzige was da war, war eine leicht abfallende, tiefe Schlucht. 
„Durch den Einschlag muss die Straße von Gibraltar geschlossen worden sein, und das Mittelmeer daraufhin bei den Feuerstürmen ausgetrocknet sein. Wenn es schon jetzt im Winter so heiß ist, will ich nicht wissen, was dann im Sommer hier los ist. Da ist es sehr wahrscheinlich, dass Nil, Donau und die anderen Flüsse austrocknen, bevor sie das Meer erreichen können!“, sagte Nerethetus bevor jemand überhaupt die Frage stellen konnte. 
Keiner von uns anderen konnte was gegen diese Erklärung sagen. Nerethetus war halt der Wasserexperte. Daher blickten wir uns nur kurz an, und schauten uns dann nach dem Flugzeug um. Wir fanden es als kleiner, glänzender Metallklumpen hinten am Horizont, etwa am Gelände des alten Flughafens fünf Kilometer südlich.
Wir konnten direkt darauf zu gehen. Alle Häuser direkt an der Küste waren komplett zerstört, vermutlich durch Tsunamis. Allerdings war der Weg durch die Hitze und die Sanddünen sehr anstrengend. Normalerweise macht uns Hitze nichts aus, vor allem Heliphestus nicht, aber Zephyria und ich waren doch schon sehr froh darüber, dass uns Nerethetus zwischendurch ein bisschen abkühlte.
Während unseres Weges dachte ich nochmal über die Möbel nach, aber mir fiel keine Lösung ein. 
Als wir am Flugzeug ankamen, fanden wir eine Nachricht, die an die Tür geklebt war. Ich las vor, da sie eindeutig von meinem Vater stammte:

„An Panus, Zephyria, Nerethetus und Heliphestus!
Dieses Gefährt ist zwar keine 'Air Force One' aber es dürfte reichen um euch zu eurer Basis zu bringen. Diese befindet sich übrigens auf Hawaii. Ihr müsst nur einsteigen, euch anschnallen und die Türen schließen, dann fliegt es von alleine. Eure Flugroute führt euch über die Arktis, da könnt ihr euch schon mal ein Bild von eurem zukünftigen Arbeitsplatz machen. Das Flugzeug, welches ich übrigens auf den Namen 'Gryphus' getauft habe, wird euch auch in Zukunft zu euren Einsatzorten bringen. Es benötigt keinen Treibstoff und ist fast unzerstörbar. Ihr müsst ihm nur die Koordinaten von eurem Zielort sagen, indem ihr sie vorne auf dem Monitor eintippt. Diese könnt ihr auf einer Karte im hinteren Teil von Gryphus ablesen. 
Das war es erst mal, weitere Anweisungen folgen, wenn ihr die Basis erreicht habt. 
Übrigens findet ihr für den langen Flug auch etwas Verpflegung hinten in Gryphus.

Viel Glück bei eurer Mission. Nicht vergessen, wir stehen alle hinter euch und unterstützen auch so gut es geht!
Viele Grüße
H.“

Wir schauten und Gryphus etwas genauer an. Es war nicht besonders groß, aber bot doch genug Platz. An den Seiten war der Schriftzug „ ...auf göttlicher Mission!“ angebracht. Ich vermutete, dass auf den Tragflächen unsere Namen standen. Leider waren wir auf der Erde an normale Menschenkörper gebunden, sodass keiner von uns drauf gucken konnte. Hoch klettern konnten wir auch nicht, da die Metallhülle viel zu glatt und viel zu heiß war.
„Also dann! Lasst und Gryphus einweihen!“, rief ich und wir bestiegen voller Zuversicht das Flugzeug. Kaum saßen wir angeschnallt auf unseren Sitzen, ging es auch schon los. Zephyria holte noch unser Lunchpaket unter dem Sitz hervor und verteilte das Brot, den Käse und den Wein.
So einen Start in eine Mission wünscht man sich doch, dachte ich, und anhand der Gesichtsausdrücke der anderen, konnte ich erkennen das sie genauso dachten. Ein leckeres Essen, Wein, und ein fast unzerstörbares, ewig fliegendes Flugzeug.
Von vorne ertönte eine weibliche Computerstimme:

„Herzlich Willkommen an Bord von Gryphus. Ihr Ziel ist der Flughafen Lihu'e auf Kaua'i. Die voraussichtliche Flugzeit beträgt 20 Stunden und die durchschnittliche Flughöhe beträgt 9000 Meter. Sollten sie unterwegs einen Snack oder eine Erfrischung benötigen, finden sie im hinteren Teil des Flugzeugs, direkt neben der Toilette eine Minibar und einen Schrank voller griechischer Spezialitäten, der über Nacht automatisch aufgefüllt wird. Bitte bleiben sie noch angeschnallt bis die rote Lampe über dem Monitor vorne erloschen ist. 
Ich wünsche ihnen einen angenehmen Flug!“

„Auf unsere Mission!“, rief Heliphestus und hob sein Weinglas.
„Auf unsere Mission!“, riefen auch wir und tranken ein Schluck Wein. Voller Freude über dieses tolle Geschenk habe ich selbst die Geschichte mit den Möbeln vergessen. 


Kapitel 4

„Noch 18 Stunden bis zur voraussichtlichen Landung in Lihu'e auf Kaua'i.“, sagte unsere Computerstimme, die wir mittlerweile auf den Namen Gryphia getauft hatten. „Wir überfliegen im Moment die Nordsee. Auf der linken Seite sehen sie England.“
Ich blickte aus dem Fenster. Und was ich sah, war nicht das was ich erwartet habe. Ich dachte erst, England wäre, wie Mitteleuropa ein dicht bewachsener Wald geworden. Aber stattdessen sah ich einen tiefen Krater mit geschätzten 15 Kilometern  Durchmesser, ohne irgendeine Art von Vegetation.
„ So viel dazu, dass London sicher ist.“, sagte ich leise.
„Was?“, fragte Zephyria, die direkt neben mir saß.
„Nichts!“, antwortete ich, „Ich hab nur laut gedacht!“
„Verständlich, dass du Selbstgespräche führst, so langweilig wie dieser scheiß Flug ist. Wieso konnten die uns nicht direkt auf Kackei, oder wie die Insel auch immer heißt, absetzen?“
„Die Insel heißt Kaua'i!“, antwortete ich genervt, weil sie die Frage schon zum dritten mal stellte, „Und du weißt ganz genau, dass wir nur in Athen die Erde betreten können, weil sich dort das Portal befindet.“
„Und wieso konnten die uns nicht ein Lager in Athen bauen? Dann hätten wir uns diesen langweiligen Flug ersparen können!“
„Willst du in der Wüste wohnen? Du hast doch den Sandsturm gesehen! So was ist da wahrscheinlich Alltag!“ 
„Dann eben dahinten in Deutschland, da war es doch schön grün!“
„ZU GRÜN! Wo sollen wir im Sumpf und Wald ein Lager bauen? Besser gefragt, WIE? Und landen kann man da auch nicht!“
„Aber dann ausgerechnet Hawaii? Der Ort, der am weitesten von Athen entfernt ist?“
„WEIL HAWAII NAHRUNGSQUELLEN, TRINKWASSER UND FREIE FLÄCHEN FÜR LANDUNG UND LAGER BIETET! AUßERDEM IST HAWAII ALS SO ZIEMLICH EINZIGER ORT DER WELT NICHT VON STÜRMEN BEDROHT! DAS SOLLTEST DU EIGENTLICH AM BESTEN WISSEN!“

KNALL!

Ein Feuerball flog an unseren Köpfen vorbei, und ist an der Flugzeugwand, nur wenige Zentimeter neben meinem Kopf, explodiert, so dass wir beide aus unserem Sitzen geschleudert wurden!
„Wenn ihr nicht sofort aufhört zu streiten, werde ich den nächsten Ball nicht vorbei werfen!“, sagte Heliphestus in einem ruhigen, aber bedrohlichen Ton.
Ich blickte auf die Stelle, wo der Feuerball die Wand traf. Ich suchte nach einem Brandfleck, fand aber keinen. Gryphus war wirklich unzerstörbar.    
„Ist jetzt Ruhe?“, fragte Heliphestus.
„Ja.“, antworteten Zephyria und ich und setzten uns wieder auf unsere Plätze.
Wir verfielen wieder in Schweigen. So, wie wir es nach unserem Start in Griechenland fast nur taten. Nach unserer anfänglichen guten Laune ging es schnell bergab. Die Enge und der begrenzte Handlungsspielraum hier oben deprimierte uns, sodass Zephyria und ich immer wieder wegen den kleinsten Meinungsverschiedenheiten anfingen  zu streiten. Normalerweise sind wir eher von ruhiger Natur, aber die eben schon erwähnten Gründe veränderten uns. Heliphestus hat immer wieder eingegriffen, damit wir uns wieder beruhigten. Meistens haben wir aufgehört, sobald er unsere Namen genannt hat, aber diesmal war er scheinbar so genervt, dass er zu energischeren Mitteln griff. 
Nerethetus hat sich schon früh auf den Pilotensitz verzogen, damit er nicht in die Streitereien hineingezogen wird.
Ich beschloss, seinem Beispiel zu folgen und gesellte mich auch den Sitz des Co-Piloten. Dabei bemerkte ich auch, dass Nerethetus in einem Buch las. Auf dem Cover stand: „Für Notfälle“.
„Wofür ist das Buch?“, fragte ich.
„Für Notfälle.“, antwortete Nerethetus
„Ach nee, hätte ich jetzt nicht gedacht! Was für Notfälle? Ich dachte Gryphus ist unzerstörbar?“
„Fast unzerstörbar!“
„Und was müssen wir vermeiden, damit es kein “fast“ gibt?“
„Hier steht, das gefährlichste ist, wenn wir durch die Aschewolke eines Vulkans fliegen. Dann würden Lüftung, Turbinen und Kühlsystem ausfallen, was zu einem Absturz führen würde. Einen Absturz aus 9000 Metern Höhe kann diese Maschine nicht überleben.“
„Gut, dass wir jemanden an Bord haben, der uns sagen kann, ob gerade ein Vulkan ausbricht oder nicht. Oder Heliphestus?“
„Ja,“, sagte Heliphestus, „kann ich!“
„Wie sieht es denn in Island aus, da fliegen wir gleich vorbei. Gibt es da gerade einen Vulkanausbruch?“
„Warte, kann ich dir sofort sagen.“
Er schloss die Augen, und lehnte den Kopf zurück, als würde er einschlafen wollen. Dies ist seine Methode mit der Erde Kontakt aufzunehmen, um von ihr die Informationen zu bekommen, die er will. Zephyria hat die gleiche Methode um aktuelle Informationen über das Wetter zu bekommen. Genauer gesagt Infos über die Atmosphäre. Diese Formulierung bevorzugt sie.
„Warte, hast du gesagt Island?“, fragte Zephyria
„Ja, Island! Ist irgendwas damit?“
„Welches Datum haben wir heute?“
„Ehm, 18. Januar, wieso?“
„Zu dieser Jahreszeit gibt es häufig Orkane bei Island. Bin mal eben geistig abwesend!“, sagte sie und lehnte ihren Kopf nach hinten, als würde sie gleich einschlafen wollen.
„Hast du eine Kamera?“, fragte ich Nerethetus.
„Nein, wieso?“
Ja, guck dir die beiden doch mal an. Sieht doch lustig aus, wie sie beide bewusstlos nebeneinander sitzen.“
„Ja stimmt, sieht nicht schlecht aus.“
Nach zwei Minuten erwachte Heliphestus aus seiner Trance.
„Nein, keine Gefahr! Kein Vulkan in der Nähe von Island oder auf unserer weiteren Flugroute ist aktiv. Nur der 'Cleveland' in Alaska spuckt etwas Asche, aber die Wolke ist sehr klein und steigt nur maximal 500 Meter hoch. Also keine Gefahr für uns!“, sagte er zu unser aller Erleichterung. „Was will sie herausfinden?“, fragte Heliphestus, als er nach links schaute, und Zephyria in ihrer Trance sah.
„Sie will wissen, ob vor Island ein Orkan liegt.“, antwortete Nerethetus.
„Ach so! Aber der Himmel ist doch fast Wolkenlos. Ein Orkan sieht doch anders aus oder?“
„Na ja, wird sie uns ja wohl gleich sagen“, antwortete ich.
In dem Moment erwachte die aus ihrer Trance. 
„Du warst schneller als Heliphestus.“, bemerkte ich, aber sie ignorierte das und wendete sich an Nerethetus:
„Bis zu welcher Windgeschwindigkeit kann Gryphus fliegen?“
„Ehm, keine Ahnung!“
„DANN GUCK IM BUCH NACH!“
„OK, ganz ruhig! Sonst wirft Heliphestus wieder mit Feuerbällen. … Also, ich zitiere: 'Ein Flugzeug von Typ blablabla kann von normalen Unwettern nicht zum Absturz gebracht werden. Es ist so aerodynamisch gebaut, dass es selbst einen Kategorie 4 Hurrikan problemlos durchfliegen kann...' Reicht dir das als Antwort?“
„Ja, das ist genau das was ich hören wollte! Der Orkan bei Island erreicht in dieser Höhe nur 200km/h Windgeschwindigkeit und ist damit 50km/h unter dem Grenzwert. Aber wir sollten trotzdem vorsichtig sein, wenn wir da durch fliegen. Oder sollen wir versuchen den zu umfliegen?“
Wir sahen uns kurz an, dann sagte Heliphestus: „Nein, wenn das Flugzeug dafür gebaut ist, wird schon nichts passieren. So ein paar Turbulenzen sind doch auch mal eine schöne Abwechslung!“
„OK, wenn du meinst! Wir erreichen den Rand des Sturms in 30 Minuten. Wir sollten alle ungesicherten Gegenstände sichern, es könnte nämlich, wie Heliphestus schon gesagt hat, trotzdem ein paar Turbulenzen geben und wir wollen ja nicht, dass sich einer von uns verletzt.“
„Was denn für Gegenstände? Hast du Angst, dass die Karte von der Wand fällt?“
„Da hat Panus recht, hier gibt es keine Gegenstände zu sichern. Die Schranktüren sind alle verschlossen, und die Schränke selbst sind in der Flugzeugwand eingebaut, da kann nichts passieren!“, sagte Nerethetus, „Aber wir sollten uns dann vielleicht anschnallen. Zephyria, könntest du den Vogel im Notfall fliegen?“
„Klar, ich denke schon. Aber wir haben doch den Autopiloten.“
„Ja, aber sollte es zu Turbolenzen kommen, kann es sein, dass sich Flughöhe und Flugrichtung ändern, und ich weiß nicht, wie der Autopilot darauf reagiert. Daher wäre es besser, wenn wir mögliche Abweichungen manuell korrigieren könnten. Nur um sicher zu gehen. Nicht, dass wir dass noch in die Aschewolke vom 'Cleveland' hinein fliegen“

20 Minuten später hatten wir den Sturm fast erreicht. Vor uns auf der linken Seite baute sich eine dichte Wolkenwand auf, die Kaltfront des Sturmes.
Nerethetus, Heliphestus und ich saßen hinten im Passagierbereich auf unseren Sitzen. Angeschnallt natürlich! Zephyria saß vorne auf dem Pilotensitz um im Notfall eingreifen zu können. Sie war sichtlich angespannt, aber wir haben ihr alle vorher noch einmal versichert, dass wir ihr blind vertrauen. Sie als Herrscherin der Lüfte wird doch wohl ein Flugzeug fliegen können.

Wir flogen in einem flachen Winkel von rechts in die Front hinein. Anders ging es nicht, so war unser Kurs. In der Front waren wir komplett von Wolken eingehüllt. Regen und Graupel klatschte gegen die Flugzeugfenster.
Kaum hatten wir die Front erreicht, wurden wir von einem kräftigen Aufwind durchgeschüttelt. Unsere linke Tragfläche hob sich und wir kippten zur rechten Seite. Wären wir nicht angeschnallt gewesen, wären wir wahrscheinlich aus den Sitzen gefallen, so sehr hat es das Flugzeug gedreht. Sofort schaltete Zephyria den Autopiloten aus und übernahm selbst das Steuer. Zum Glück konnte sie die Flugbahn schnell wieder stabilisieren und Gryphus in die Waagerechte bringen. 
„Puh, das war heftig!“, sagte Nerethetus, „Zum Glück hast du so schnell reagiert. Ich wäre nicht unbedingt scharf darauf eine Seitwärtsrolle zu machen. Und ich denke die anderen auch nicht.“
„Warte erst mal ab bis wir ins Hauptsturmfeld kommen!“, antwortete sie.
Und kaum hat sie den Satz beendet, hat uns auch schon eine Böe von vorne rechts erwischt. Die Böe kam aus einem flachen Winkel von unten, so dass das Cockpit schräg nach oben gedrückt wurde.
„Ahhhh!“, schrie Zephyria, weil sie fast aus dem Sitz geschleudert wurde, aber die konnte sich noch halten.
Und die nächste Böe, diesmal von rechts unten. Diesmal wurden wir alle aus den Sitzen geschleudert. Nur die Gurte verhinderten, dass wir zu weit zur Seite kippten. Bei Zephyria hatte dies einen besonderen Nachteil, weil sie gerade den Steuerknüppel in der Hand hielt. Dadurch, dass sie nach links fiel, hat sie auch den Steuerknüppel nach links gezogen. 
Wenn du schon mal ein Flugzeug geflogen hast, weißt du was das bedeutet. Wenn nicht: 
Wir flogen ab diesem Moment kopfüber! In diesem Moment waren die Gurte Fluch und Segen zu gleich. Sie verhinderten, dass wir gegen die Decke knallten, sorgten aber auch gleichzeitig dafür, dass wir in unseren Sitzen saßen, wie in einer Achterbahn, die auf dem höchsten Punkt eines Loopings stehen geblieben ist. 
„DREH DAS DING UM!“, schrie Heliphestus. Man konnte einen leichten Anflug von Panik in seiner Stimme hören. Verständlich! Ich war so in Panik, dass ich kein Wort mehr herausgebracht hätte. Und wenn ich das Gesicht von Nerethetus sehe, muss ich sagen, dass die Metapher mit der Achterbahn stark untertrieben war. 
„Ich... Ich versuche es ja!“, stotterte Zephyria, „Es geht nicht!“
„WIE ES GEHT NICHT? ICH DACHTE DU KANNST DAS DING FLIEGEN???!“
„Der Aufwind ist zu stark, ich kann das Ding nicht drehen!“
„UND WAS SOLLEN WIR JETZT MACHEN? WIR KÖNNEN DAS DING NICHT STEUERN, WIR WERDEN ABSTÜRZEN, WIR WERDEN STERBEN!“
Platsch!
Ein Wasserball schlug neben Heliphestus' Kopf in den Sitz ein.
„Also erst mal Klappe halten, Ruhe bewahren und keine Panik!“, sagte Nerethetus, der aus seiner Starre erwacht ist. Offenbar hat mich mein Eindruck getäuscht. Er war doch nicht panisch. „Wenn du nochmal so schreist, wird der nächste Wasserball nicht daneben gehen!
Zephyria, kannst du nicht auf der einen Seite einen Gegenwind erzeugen, der das Flugzeug umdreht?“ 
„Ich weiß nicht! Wir bewegen uns zu schnell, da reicht ein lokaler Wind nicht. Und großflächig kann ich die Luft nicht bewegen.“
„Kannst du dann nicht irgendwo vor uns einen plötzlichen, heftigen Abwind erzeugen?“
„Kann ich, aber ich bezweifle, das wir den treffen. Ich kann nichts sehen, die Wolken sind so dicht. Außerdem bewegen uns die Seitenwinde hin und her.“
„Also kann man sagen, dass es ein Glücksspiel ist?“
„Ja, so kann man das auch formulieren!“
„Na ja, wenigstens ist heute nicht Freitag der Dreizehnte!“, würgte ich hervor. Es klang leider nicht so optimistisch, wie ich es beabsichtigt habe. Aber ich war bis zu dem Zeitpunkt noch nie in so einer Situation, also bin ich eigentlich schon glücklich darüber, dass ich nicht wie Heliphestus ausgeflippt bin.
„Also machen wir es so!“, sagte Nerethetus, „Platziere den Abwind einen Kilometer vor uns.“
„OK!“ 
Sie schloss die Augen. Genau in dem Augenblick haben wir ein Luftloch erwischt und sind um mehrere Meter abgesackt. Dieser Schock war zu viel für Heliphestus. Seit dem Wasserball saß er einfach nur wie versteinert auf seinem Stuhl. Na gut, „saß“ ist vielleicht der falsche Ausdruck, immerhin hingen wir kopfüber. Aber nach dem Luftloch brach die Todesangst in Form eines lauten, Mark erschütternden Schreis aus ihm heraus.  Der Schrei war so laut, dass ich überrascht war, dass sich Gryphus nicht vor Schreck umgedreht hat. Auf jeden Fall hat er Zephyria aus ihrer Trance gerissen.
„HALT DIE FRESSE! ICH MUSS MICH KONZENTRIEREN! SONST STERBEN WIR WIRKLICH!“
Das war zu viel für Heliphestus. Er zappelte herum, schrie durchgehend: „ICH MUSS HIER RAUS, ICH MUSS HIER RAUS,...“ und löste dabei den Gurt, sodass er kopfüber, mit einem lauten GONG auf die Flugzeugdecke fiel. Er blieb bewusstlos mit dem Gesicht nach unten liegen.
„Na toll!“, flüsterte Nerethetus, „Mach weiter Zephyria! Heliphestus hat so einen Dickschädel, dass nicht viel kaputt gegangen sein kann.“
„OK“, antwortete Zephyria und schloss erneut die Augen.
Nach etwa einer Minute, die auch ein Jahr hätte sein können, öffnete sie ihre Augen wieder.
„Erledigt, wir erreichen den Abwind in 3 …. 2 …. 1 ....“
Und Tatsächlich: Wir haben den Abwind genau getroffen. Leider nicht so wie wir wollten. Anstatt mit einer Tragfläche flogen wir mit dem Rumpf des Flugzeuges in den Abwind. Dadurch wurde unsere Flugbahn in einen 50°-Winkel nach unten gelenkt. 
„Zieh hoch! ZIEH HOCH!“, schrie Nerethetus noch, doch es war zu spät. Wir durchflogen die Wolkenunterkante und ich konnte noch erkennen, wie wir auf eine kleine Insel mit einem schneebedeckten Berg zusteuerten. Der weiße Gipfel ragte aus dem grauen Atlantik heraus wie ein marmorner Grabstein aus der Erde. 
Ich hörte in der Ferne noch einen leisen Schrei, aber mein Gehirn hatte schon den Betrieb eingestellt. Ich sah, wie der Berg immer näher kam. Mir schossen Bilder von meiner Familie durch den Kopf. Von meinem Vater Hermes, von Helios, von Eos, von Nereos, von Maia, und von meinem Großvater, dem obersten Gott, Zeus. Ich schloss die Augen, um ihre Gesichter ein letztes mal deutlich zu sehen.


Kapitel 5

Sekunden vergingen. Sekunden, in denen ich mich zu meiner Familie sehnte. Sekunden, in denen ich damit rechnete, jederzeit an der eisigen Felswand im kalten, dunklen Nordatlantik zu zerschellen. Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. 
Und es wurden immer mehr Sekunden. 
Ich traute mich nicht die Augen aufzumachen. Ich wollte den Berg nicht sehen. Niemals. 
Weitere Sekunden vergingen.
Ich hörte nichts. Ich sah nichts. Ich wusste nicht was passiert war. Waren wir schon gegen den Berg geknallt? War ich schon tot? War das alles nur ein schlechter Traum? 
Ich wollte die Antwort nicht wissen. Zu sehr fürchtete ich mich vor ihr. Ich wollte einfach, das diese Situation vorbei ging. Diese Situation der Ahnungslosigkeit.
Aber der Berg kam nicht. Kein Knall, keine Explosion, kein Schmerz. 
Haben wir den Berg verfehlt?
Unmöglich! Selbst wenn, wäre Gryphus an der Wasseroberfläche zerschellt und das hätte ich bestimmt gemerkt.
War das alles Einbildung und sind wir gar nicht abgestürzt?
Nein, unmöglich. Der Fall war deutlich zu spüren. Es war alles real.
Aber was war dann passiert? Doch ein Traum?
Ich konnte nicht über eine mögliche Erklärung nachdenken. Jemand rief meinen Namen.
„Panus, Panus!“, hörte ich leise die Stimme von Zephyria sagen. 
Also waren wir doch tot. Wir sind im Totenreich, im Reich von Hades. 
„Panus, wach auf!“, hörte ich die Stimme von Nerethetus sagen. 
Die beiden waren schon mal auch tot. Aber wo war Heliphestus? Hat er den Zusammenstoß etwa überlebt?
„Ist Heliphestus nicht hier? Hat er den Zusammenstoß überlebt?“, fragte ich die beiden. Meine Stimme klang schwach, als hätte ich seit Jahren nicht mehr gesprochen.
„Zusammenstoß überlebt? Wovon redet er?“
„Er hat wohl einen schweren Schock erlitten. Vielleicht sollte ich ihm den Kopf mit einem Wasserball waschen!“
Kaum hatte er das gesagt, fühlte ich, wie ein Schwall eiskaltes Wasser mein Gesicht traf. Ich erschrak und öffnete die Augen.
Was ich sah, hat mich überrascht. Ich saß immer noch im völlig makellosen Flugzeug, im gleichen Sitz, mit dem Kopf nach oben. Und neben mir standen Zephyria und Nerethetus, welcher mich angrinste.
„Siehst du! Ein bisschen Wasser wirkt Wunder!“, sagte er.
„Was? Wir leben noch?“, fragte ich überrascht,
„Wie... Wie kann das sein? Wir sind doch.... der Sturm... der Berg....?“
„Komische Geschichte!“, sagte Zephyria, „Kurz bevor wir den Berg erreichten hat sich Gryphus plötzlich in die richtige Position gedreht und ist zur Seite abgedreht. Wir haben den Berg zwar nur um Millimeter verfehlt, aber wir leben noch. 
Danach ist er sicher am Strand der Insel gelandet. Direkt neben einem Hügel, wo eine alte Forschungsstation der Menschen steht.
Dann sagte Gryphia, die Computerstimme: 
'Sie sind sicher gelandet. Vertrauen sie das nächste Mal ihrem Autopiloten. Wir machen 24 Stunden Pause, bis der Sturm sich gelegt hat. Genießen sie ihren Aufenthalt auf Jan Mayen!'
Ich war richtig überrascht. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich habe mich umgedreht um zu sehen, ob es euch gut geht. Nerethetus war zwar bei Bewusstsein, hat aber ein Gesicht gemacht, als wäre er zehn Stunden lang Achterbahn gefahren.“ Während sie das sagte, lächelte sie in seine Richtung. Nerethetus erwiderte das Lächeln. „Du warst komplett weggetreten, aber anscheinen nicht verletzt. Deswegen haben wir erst mal Heliphestus versorgt und in die Forschungsstation getragen. Sie ist noch überraschend gut in Schuss. Keine Löcher in Decke oder Mauerwerk und innen ist auch alles so, als wäre sie gestern erst verlassen worden.
Jedenfalls hat Heliphestus eine Platzwunde am Kopf und wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Glücklicherweise hat Gryphus auch einen Erste-Hilfe-Kasten.
Er schläft jetzt. 
Vielleicht sollten wie das auch machen. Da drinnen sind zwar nur zwei Betten, aber Nerethetus und ich haben schon entschieden, dass ich auf der Couch, und er daneben mit einem Schlafsack aus der Station auf dem Teppich schläft.“
„Kommt gar nicht in Frage, du schläfst im Bett!“, erwiderte ich.
„Nein, du schläfst im Bett! Du warst über zwei Stunden bewusstlos.“
„Zwei Stunden!?“
„Ja!“
„Aber...“
„Keine Wiederworte! Du schläfst im Bett oder im Flugzeug. Die Couch gehört mir.“
Dann musste ich wohl im Bett schlafen. 
Die Beiden führten mich hoch zur Station. Es war schon stockfinster. Nur oben im Haus war Licht, scheinbar hatten die beiden ein Feuer gemacht. Ist auch besser so, bei den Temperaturen. Der Pfad nach oben, sofern es denn nach 83 Jahren noch einen gab, war nicht zu erkennen. Aber wir konnten hochgehen, ohne über etwas zu stolpern. 
Nach etwa zwei Minuten waren wir oben. Die Tür stand auf. Im Augenwinkel konnte ich erkennen, dass das Schloss aufgebrochen war. Aber immerhin hatten wir jetzt ein gemütliches Dach über dem Kopf. Da kann man schon mal in Kauf nehmen, dass man dafür einbrechen musste.
Nerethetus zeigte mir mein Zimmer. Es war schlicht eingerichtet. Es hatte einen Kleiderschrank, einen Nachttisch, einen normalen Tisch mit zwei Stühlen und eben ein Bett. 
Ich sagte noch schnell „gute Nacht“ und fiel dann wie ein Stein ins Bett ohne mich vorher auszuziehen. 
Man sollte eigentlich meinen, dass man ausgeschlafen ist, wenn man am Tag über zwei Stunden pennt, aber der Schock vom beinahe Absturz hat mich scheinbar so ermüdet, dass ich sofort eingeschlafen bin.

Und kaum war ich eingeschlafen, stand auch schon Nerethetus neben meinem Bett und schrie „Aufstehen Schlafmütze! Zephyria hat Frühstück gemacht!“
„Was, jetzt schon Frühstuck?“ Ich blickte aus dem Fenster. „Es ist doch noch stockfinster draußen?“
„So etwas nennt man Polarnacht! Es ist Winter, da ist es so weit im Norden immer dunkel. Solltest du eigentlich wissen“
„Ach ja, Jan Mayen! Hab kurz vergessen wo wir sind! Aber woher weiß Zephyria wie Spät es ist?“
„Was weiß ich? Der Wind hat es ihr gesagt! Komm, Essen wird kalt.“
Ich musste mich überwinden um aus dem Bett zu steigen. Es war so weich und warm. Aber gleichzeitig hatte ich auch Hunger. Also verließen wir zusammen das Schlafzimmer und gingen in die Küche. 
„Guten Morgen Schlafmütze! Ausgeschlafen?“, fragte mich Zephyria.
„Na ja, geht so. Aber woher weißt du wie Spät es ist?“
„Ich weiß nicht wie Spät es ist. Ich weiß nur, dass es Zeit ist aufzustehen.“
„Wie meinst du das?“
„Ich bin wach geworden und konnte nicht mehr einschlafen. Also muss es Zeit zum Aufstehen sein.“
Es hätte also durchaus sein können, dass es erst kurz nach Mitternacht ist. Aber ich wollte ihre Methode nicht kritisieren, schließlich hat sie was zu essen gemacht. 
„Wie du meinst! Was gibt es zu essen und wo ist Heliphestus?“
„Zu essen gibt es den Rest Brot und Käse von Gestern aus dem Flugzeug.“ sagte sie und zeigte auf ein Tablett mit den genannten Speisen, die hinter ihr auf dem Herd standen. „Dazu habe ich noch heißes Wasser und Teebeutel aus Gryphus. Heliphestus schläft noch! Nerethetus, gehst du ihn bitte wecken?“
„Ja, aber gern doch“!
Nerethetus ging hinüber zur anderen Seite des Raumes, durch die Tür in Heliphestus' Schlafzimmer.
„Wenn wir jetzt den Rest unserer Vorräte essen, haben wir später nichts mehr, und wir haben noch etwa 16 Stunden Flug vor uns. Was machen wir dann?“, fragte ich.
„Hinten in Gryphus sind doch Snacks. Reicht doch, wenn wir für den Rest des Tages nur Müsliriegel und Erdnüsse essen. Dafür haben wir morgen früh ein tropisches Obstfrühstück.“
Hörte sich nicht schlecht an. Also nickte ich nur. Gerade wollte ich mich hinsetzen, als Heliphestus wieder in die Küche kam. Er rief: „Leute, kommt mit. Heliphestus geht es nicht so gut.“
„Was hat er?“, fragte Zephyria
„Er hat vergessen was passiert ist.“
Sofort gingen wir drei in sein Zimmer. Wir fanden ihn, als er auf seinem Bett saß. Er hatte wegen seiner Platzwunde einen Verband um den Kopf. Er schaute uns mit einem verwirrten Blick an.
„Was ist passiert?“, fragte er nervös, „Wo sind wir?“
„Ganz ruhig!“, antwortete ich, „Was ist das Letzte woran du dich erinnern kannst?“
Er dachte ein paar Sekunden nach, dann sagte er:
„Das Letzte was ich weiß ist, dass wir uns in Athen vor dem Sandsturm versteckt haben. Da war das Foto der Familie. Die sahen so glücklich aus.“
„Sonst noch was?“
Er überlegte nochmal einige Sekunden.
„Nein, das war alles. Danach ist nichts mehr.“
„Dann hast du ja nicht viel verpasst!“, sagte Nerethetus,
„Danach sind wir zum Strand gegangen, wo uns Hermes ein Flugzeug namens Gryphus übergeben hat. Damit wollten wir zur Basis auf Kaua'i fliegen, aber es wurde schon dunkel und wir waren müde, weshalb wir hier auf Jan Mayen zwischengelandet sind. Wir sind hier in einer alten Forschungseinrichtung der Menschen.“
Zephyria und ich schauten Nerethetus fragend an, aber sein Blick gab uns zu verstehen, dass wir ihm das Reden überlassen sollen.
„Also ist nichts wichtiges passiert?“
„Nein!“
„Und wieso habe ich einen Verband um den Kopf?“
Ehm, du bist beim Aussteigen aus dem Flugzeug in einer Schlammpfütze ausgerutscht und mit dem Kopf auf einen Stein gefallen. Daher hast du wohl auch den Gedächtnisverlust.“
„Ach so. Dann ist ja alles nicht so schlimm. Es ist aber schon ein sehr komisches Gefühl nicht mehr zu wissen was passiert ist.“
„Ja, kann ich mir vorstellen, ansatzweise, aber ich bin mir sicher, dass dein Gedächtnis bald wieder zurück kommt. Komm jetzt erst mal was leckeres essen, damit du wieder zu Kräften kommst.“ 
„Okay, hast Recht, ich hab wirklich Hunger.“
„Gut, dann geh schon mal in die Küche, ich muss noch kurz was mit Panus und Zephyria besprechen.“
„Mach ich. … Ehm...?“
„Einfach durch die Tür. Das Essen steht auf dem Herd, kannst du dir runter nehmen“
„Danke“
Heliphestus verließ den Raum in Richtung Küche. Wie drei anderen blieben zurück und schlossen die Tür hinter ihm.
„Also...“, fing Nerethetus an, „ihr wisst ja, dass Heliphestus im Flugzeug durchgedreht ist, als die Turbolenzen waren. Daher fände ich es besser, ihm nichts von unserem Beinahe-Absturz zu erzählen, da er sonst möglicherweise Flugangst bekommt, und das wäre für unsere Mission wirklich nicht vom Vorteil.“
„Aber bist du wirklich sicher, dass wir ihm so etwas Wichtiges verheimlichen sollten?“, fragte ich, „Wenn sein Gedächtnis wieder zurückkommt, wird er sich sowieso daran erinnern. Und ich finde, es ist unsere Pflicht als seine Familie ihm die Wahrheit zu sagen. Er vertraut uns. Und Vertrauen ist auf dieser Mission das Wichtigste. Wenn er merkt, dass wir ihn belogen haben, dann weiß ich nicht wie er reagieren wird. Glücklich sein wird er wohl nicht. Außerdem ist Heliphestus sehr mutig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Angst hätte ins Flugzeug zu steigen. Gestern hatte er einen Nervenzusammenbruch, das kann in solchen Extremsituationen auch den Tapfersten passieren.
Was meinst du Zephyria, sollen wir ihm die Wahrheit erzählen?“
Sie überlegte kurz.
„Also, ich bin teilweise Nerethetus' Meinung. Es wäre nicht gut für ihn, wenn er jetzt alles erfährt. Er ist immer noch nicht ganz fit. Wenn wir in unserer Basis sind, und es ihm gut geht, sollten wir ihm dann die Wahrheit sagen. Aber jetzt ist es noch zu früh.“
„Hört sich gut an!“, sagte Nerethetus. „Machen wir es so, Panus? So wird er alles erfahren und wir riskieren nicht, dass ihm die Informationen überlasten.“
Ich zögerte. Einerseits hatten die beiden Recht. Ihm jetzt die Wahrheit zu sagen wäre ein Risiko. Aber andererseits war mir nicht wohl dabei ihn anzulügen.
„Panus, komm schon!“ , sagte Zephyria.
„Meinetwegen, sagen wir es ihm wenn wir auf Hawaii sind. In der Hoffnung, dass die tropische Atmosphäre ihn besänftigt.“
„Richtige Entscheidung, Panus!“, sagte Nerethetus. „Aber nun lasst uns essen gehen, bevor Heliphestus uns alles wegfrisst.“
Wir gingen in die Küche, aßen, tranken, und lachten. Heliphestus schien schnell wieder zu Kräften zu kommen. 
Nach dem Essen räumte Zephyria auf und brachte die Station in den Zustand, wie wir sie vorgefunden hatten. 
„Wer weiß, vielleicht braucht irgendwann jemand die Station so wie wir, und da wollen wir doch gute Vormieter sein.“, sagte sie.
Als sie fertig war, löschte sie noch schnell das Feuer und wir verließen  die Station, schlossen die Tür so gut es ging und gingen im Mondschein den Hügel hinab zu Gryphus. Er stand genauso da wie gestern Abend, als wir ihn verließen. Kein Wunder! Es war ja auch keiner da, der ihn hätte bewegen können. 
„Ein schönes Teil!“, sagte Heliphestus als er Gryphus erblickte. „'Auf göttlicher Mission', toll!“
Als wir Gryphus betraten, begrüßte uns Gryphia.
„Herzlich Willkommen an Bord! Wo darf es hingehen?“
„Was ist das?“, fragte Heliphestus.
„Die Computerstimme von Gryphus, wir nennen sie Gryphia!“, antwortete Zephyria.
Ich suchte hinten auf der Karte die Koordinaten von Kaua'i raus, während sich die anderen hinsetzten.
„21°58' Nord, 159°20' West“, sagte ich und schon flogen wir in die Polarnacht hinein.

Kapitel 6

„Wir sind gelandet!“, ertönte endlich die Stimme von Gryphia.
Der Flug kam mir wie eine Ewigkeit vor. 16 Stunden in einem engen Flugzeug zu sitzen ist echt nicht mein Ding. Aber wenigstens gab es keinen Sturm, der das Flugzeug zum Absturz brachte. Auch wenn ich mir in manchen Situationen etwas mehr Action gewünscht hätte.
Die ersten drei Stunden haben wir geschlafen. Es war doch noch ziemlich früh, als Zephyria uns geweckt hat, da hat uns das bisschen Schlaf doch gut getan. Dann, als wir gerade über das Nordpolarmeer an der Nordspitze Grönlands vorbei flogen, wurden wir von Polarlichtern geweckt. Es war ein schöner Anblick. Wir saßen mehrere Minuten, vielleicht sogar eine Stunde da und schauten in den Himmel. Erst die Bemerkung von Heliphestus, dass er Hunger habe, hat und von den Fenstern weggelockt. Zephyria hat ihn daran erinnert, dass es hinten in Gryphus einen Schrank mit Snacks gibt. Dadurch haben wir uns dazu entschlossen, noch ein zweites Frühstück zu genießen, egal wie spät es war.
Ich fragte mich, wie die Menschen eigentlich leben konnten, wenn es die Hälfte des Jahres dunkel war. Es war zwar durch den Klimawandel so warm geworden, dass es auch in der Polarnacht nicht viel kälter wurde als Minus fünf Grad, aber Pflanzen, und somit die Nahrung der Menschen, brauchen ja Sonnenlicht zum Wachsen. Aber wir würden es ja bald erfahren, also machte ich mir nicht zu viele Gedanken darum. Ich aß lieber meine Müsliriegel.
Falls du dich zufälligerweise fragst, woher die Riegel kommen, und was wir mit der Verpackung machen, wo es doch keine Müllabfuhr gibt, lass dir eins gesagt haben: Zeus und die anderen Götter haben viel macht. So können Nahrung unbegrenzt herstellen und diese an jeden beliebigen Ort transportieren. Verpackungen gibt es nicht. Wir haben nur Tongefäße, wo wir die Köstlichkeiten aufbewahren. Köstlichkeiten, die auf dem Olymp nie zur Neige gehen.
Wirklich satt gemacht haben die beiden Riegel nicht, aber ich wusste ja, dass uns auf der Insel ein Buffet erwartet, also war mir das egal.
Nach einigen Minuten flogen wir in überraschend geringer Höhe über die Nordspitze Kanadas hinweg. Unter uns konnten wir die Silhouette eines Dorfes der Menschen sehen. So weit wir es erkennen konnten, bestand es aus acht größeren Holzhäusern, die Kreisförmig um eine Feuerstelle gebaut waren, in der ein großes Feuer brannte.
Wir konnten mehrere Punkte sehen, die um das Feuer herum saßen. Die Menschen bemerkten uns aber nicht, dafür waren wir zu hoch und es war zu dunkel.
Es war schon seltsam zu sehen, wie die Menschen jetzt leben. Erst vor hundert Jahren lebten sie noch in modernen Großstädten, und nun ist es wie in der Steinzeit.
Ob die Menschen noch irgendwas von ihrer alten Technologie besitzen?
Ich würde es ja früher oder später herausfinden. Jetzt müssen wir uns erst mal in unserer neuen Heimat zurecht finden.

„Wurde aber auch Zeit!“, sagte Zephyria, die von Gryphias Stimme aus ihrem Schlaf gerissen wurde. „Wie lange flogen wir jetzt? 18 Stunden oder so, richtig? Mir tut alles weh, ich möchte endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben.“
„Und das sagt ausgerechnet die Herrscherin der Lüfte!“, spottete Heliphestus. Aber sein Spott erreichte nicht das Ziel, da Gryphus seine Tür öffnete und Zephyria wie der Wind das Flugzeug verließ, und so seine Bemerkung kaum wahrnahm.
Sie hatte schon recht, durch den Flug tut einem wirklich alles weh. Das merkte ich, als ich mich aus meinen Sitz erhob. Es war das erste Mal, seit ich vor 11 Stunden die Bordtoilette benutzte, dass meine Beine wieder Gewicht tragen mussten. Und genau fühlten sie sich auch an. Anhand des Stöhnens von Heliphestus und Nerethetus erkannte ich, dass es ihnen ähnlich erging.
„Nie wieder....!“, flüsterte Heliphestus als er aufstand.

Wir folgten Zephyria hinaus und wurden von einem warmen Windstoß begrüßt, der uns den folgenden Anblick noch versüßte: Eine grüne, dicht bewachsene Insel, umgeben von einem strahlend blauem Meer, indem di wenigen kleinen Wolken am Himmel reflektiert wurden. Die Wellen trafen sanft auf die Küste und scheuchten Möwen auf, die die Sekunden zwischen den Wellen zur Futtersuche nutzten. Von dem Spiel am Strand unberührt erhob sich eine Bergkette im Inselinneren, deren Gipfel in einer Wolkenkrone schlummerte.
Das Flugzeug stand nicht auf dem Flughafen, sondern auf einem wunderschön weißen Sandstrand im Osten der Insel, direkt neben dem ehemaligen Flughafen. Dieser war von dichtem Wald bewachsen. Die Natur hat hier ihr Revier sehr schnell zurückerobert.
Die Insel war Traumhaft!
Die Sonne stand ziemlich weit oben, scheinbar war es schon Mittag.
Das einzige, was nicht in diese Märchenlandschaft passte, war Zephyria, die mit dem Gesicht nach unten im Sand lag.
„Na, dass du den Boden so vermisst, dass du ihn gleich abknutschst, hätte ich nicht gedacht!“, sagte ich zu Zephyria
„Nein, du Idiot!“, antwortete sie und drehte ihren Kopf zur Seite damit sie besser Sprechen konnte , „Ich bin über den Stein da gestolpert!“
Sie zeigte auf einen faustgroßen Stein, der auf dem Boden vor ihrem Fuß lag.
Ein kurzes Lachen und wir halfen ihr wieder auf die Beine.
„Danke!“, sagte sie.
„Pass das nächste mal besser auf wo du hinläufst. Nicht, dass du auch noch eine Amnesie kriegst, wenn du dir den Kopf stößt. Glaub mir, es ist wirklich nicht schön, wenn du nicht mehr weißt, was du machst.“, sagte Heliphestus.
„Danke für den Tipp, Vater!“, antwortete sie.
„Ist doch jetzt egal!“, sagte Nerethetus, „Es ist nichts passiert, also können wir die Sache vergessen. Lasst uns lieber nach der Basis suchen. Dort sollen wir doch, laut Hermes, weitere Anweisungen finden.“
„Stimmt!“, sagte ich, „Wir müssen die Basis finden. Aber wie? Die Insel ist groß und wir haben keinen Hinweis bekommen, wo wir suchen sollen. Die könnte überall sein.“
„Nicht unbedingt.“, sagte Zephyria, „Im Dschungel wird sie nicht sein, dafür ist dort alles zu dicht bewachsen. Am Strand auch nicht, dort besteht die Gefahr von Flutwellen. Bleiben nur noch die alten Städte.“
„Nein,“, sagte ich, „in den Städten auf keinen Fall. Wir sollen den Menschen doch helfen eine neue Zivilisation aufzubauen. Da würde es doch absolut nicht passen, wenn die Götter uns in eine Stadt wohnen lassen würden. Denkt mal nach, auf Gryphus steht: '...auf göttlicher Mission' also sind wir hier mit den Göttern gleichgestellt. Und wo wohnen die Götter?“
„Olymp!“, antworteten die drei gemeinsam.
„Du meinst, wir müssen auf den Berg?“, fragte Nerethetus.
„Wäre zumindest logisch, oder?“
„Stimmt, aber der ist ziemlich weit weg und der Weg dahin führt nur durch den Regenwald. Wie kommen wir darauf?“
„Gute Frage! Ich könnte dadurch laufen, ich hab mit Wald kein Problem, aber für euch wird es schwer.“
„Seht mal da!“, rief Zephyria und deutete auf den Stein, über den sie gestolpert ist.
„Was ist mit dem Stein?“, fragte ich.
„Nicht der Stein, die Steine! Sieh doch mal genau hin.“
Anfangs wusste ich nicht, was sie meinte, aber dann sah ich, dass in gleichmäßigen Abständen weitere Steine in der Nähe lagen. Die Steine zeigten Strahlenförmig in drei Richtungen nach Südost, Süd und Südwest. Der Strahl nach Süden war länger als die anderen beiden, etwa fünf Meter.
„Ein Pfeil!“, sagte ich. „Dann wissen wir ja zumindest in welche Richtung wir müssen.“
„Sollen wir dem Pfeil wirklich folgen? Du weißt nicht wohin er führt. Vielleicht haben ihn die Menschen vor langer Zeit in den Sand gelegt.“, sagte Nerethetus.
„Ich glaube nicht, dass der Stein von Menschenhand kommt.“, sagte Zephyria, „Wenn die Menschen hier Steine in den Sand gelegt haben, wären sie von den Tsunamis, die bei der Apokalypse entstanden, sicher weggespült worden. Außerdem sind die Steine nicht mit Sand bedeckt, also liegen sie erst kurze Zeit hier. Also ich wäre dafür, dem Pfeil zu folgen.“
„Gut, dann sind wir ja schon Zwei.“, sagte ich.
„Drei!“, rief Heliphestus.
„Umso besser! Also Nerethetus: Zephyria, Heliphestus und ich wollen da lang. Bleibst du hier oder kommst du mit?“
Er zögerte kurz. Klar, er fühlt sich lieber im Wasser als auf dem Land zu Hause, dementsprechend läuft er nicht gerne. Aber in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl.
„Okay, ich komm mit. Aber was ist mit Gryphus? Sollen wir ihn hier stehen lassen?“
Da hatte er Recht. Gryphus war unser einziger Weg in Richtung Menschen. Wenn er hier stehen bleibt ist er der Natur ausgeliefert. Keiner kann sagen, ob die Natur ein solch ein Stück Technologie in dieser wunderschönen Landschaft akzeptiert.
„Wir haben keine Wahl.“ sagte ich, „Wenn wir zu unserer Basis wollen, müssen wir ihn hier stehen lassen. Oder willst du ihn hinter dir her ziehen?“
Wir beschlossen, ihn hier stehen zu lassen bis wir die Basis erreicht haben. Danach würden Heliphestus und ich zurückgehen, um ihn zu bewachen.
„Dann los.“
Wir gingen los, den Strand entlang nach Norden. In die Richtung, in die uns der Pfeil gewiesen hatte.
Wir waren kaum 20 Schritte gegangen, da hörten wir, wie hinter uns, die Triebwerke von Gryphus zündeten. Wir drehten uns um, und mussten mit ansehen, wie sich Gryphus in Bewegung setzte, und Richtung Meer rollte.

„NEIN!“, schrie Nerethetus. Doch es war zu spät. Gryphus rollte langsam aber sicher ins Meer hinein. Nach wenigen Sekunden konnten wir nur noch unsere Namen in goldenem Schriftzug auf den Tragflächen leuchten sehen, dann war nichts mehr von unserem wunderbaren Flugzeug übrig. Gryphus war komplett im Pazifischen Ozean versunken.


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